Kinder bauen Solarhäuser

Bremen, Oktober 2024

Die Bremer Beratungsstelle Energiekonsens berät Unternehmen und Privatpersonen bei der Umsetzung von energetischen Maßnahmen, sei es bei Wärmedammmaßnahmen, dem Bau von Photovoltaikanlagen oder den Einbau einer Wärmepumpe. Aber auch die Jüngsten erhalten schon Informationen zum Klimaschutz durch entsprechende Veranstaltungen. Diesmal geht es um den Bau von Solarhäusern für Kinder ab 8 Jahren.

An einem Samstag im Oktober fahre ich mit meiner Enkelin Mia zum neuen Klimabauzentrum in der Knochenhauerstraße, um solch ein Solarhaus zu bauen. Wir hatten keine Ahnung, was auf uns zukommt. Sechs andere Kinder sind mit Eltern bzw. Großeltern schon anwesend, bis auf 1 Jungen alles Mädchen.

Gerd Adelmann von Energiekonsens erklärt kurz die Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von Solarmodulen und führt sie anhand von Beispielen vor.

Mia und ihre Windmühle

Dann kann sich jedes Kind einen der verschiedenen Bausätze aussuchen. Mia entscheidet sich für die Mühle: In einer „Windmühle“ wird das Windrad durch einen kleinen Elektromotor angetrieben, der von einem Mini-Solarmodul angetrieben wird.

Die Mühle klebt sie entsprechend der beiliegenden Anleitung rasch aus vorgestanzten Holzbauteilen zusammen. Der Motor und das Windrad lassen sich nur mit Mühe und mit Unterstützung von Gerd zusammenbauen. Bevor das Dach zugeklebt wird, testen wir die Funktion mangels Sonne mit Hilfe einer Lampe aus: Überraschung, es funktioniert. Jetzt schnell die restlichen Teile zusammengeklebt, fertig ist die Mühle. Gerd stellt aber noch Pinsel und Farben zur Verfügung, und Mia pinselt die Mühle schön bunt an.

Zwischendurch stellen wir fest, dass es einen anderen Bausatz gibt, der neben einem Solarmodul einen Lichtsensor und einen kleinen Akku enthält. Damit lässt sich ein Haus bauen, das tagsüber bei Sonne den Akku auflädt, mit dem nachts bzw. bei Dunkelheit eine kleine LED-Lampe zum Leuchten gebracht wird. Mit den Bausätzen lassen sich also Grundprinzipien des Einsatzes von Solarenergie in Häusern darstellen und erklären.

Während der Bastelzeit wird für die Erwachsenen ein Rundgang durch das Klimabauzentrum angeboten. Bernd Langer erklärt die unterschiedlichen Möglichkeiten, zu Hause Energie einzusparen, von der Wärmedämmung bei Wänden und Dächern über Lüftungsanlagen bis zu Photovoltaik. Nach einer Dreiviertelstunde beschließe ich, den interessanten Rundgang Mia zuliebe abzubrechen und an einem anderen Termin fortzusetzen. Schließlich werden Beratungen jederzeit angeboten.

Zu Hause präsentiert Mia ihre Windmühle stolz ihren Eltern. Der kleine Motor benötigt ordentlich Sonnenenergie, und da heute keine Sonne scheint, muss die Wohnzimmerlampe aushelfen. Mia beschließt, in den nächsten Tagen ein anderes Hausmodell zusammen mit Opa fertigzubauen, mit kleinen LED-Lampen und einem Mini-Solarmodul auszustatten und zum Leuchten zu bringen.

Zukunftsentscheid Hamburg

Hamburg, Oktober 2024

67.000 Unterschriften innerhalb von drei Wochen werden für das Volksbegehren Zukunftsentscheid Hamburg benötigt. Da ist jede Hilfe willkommen. BremenZero entscheidet sich daher, die Hamburger bei der Sammlung zu unterstützen. Ziel der Initiative aus über 60 Organisationen ist es, 100.000 Unterschriften zu sammeln.

Phasen im Zukunftsentscheid Hamburg

Das Volksbegehren ist die zweite Stufe bei der Initiative zur Verbesserung des Hamburger Klimaschutzgesetzes. Dabei geht es im Wesentlichen um drei Punkte: Hamburg soll bereits 2040, nicht erst 2045 klimaneutral werden. Dabei soll für jedes Jahr bis dahin konkrete Ziele für die einzelnen Sektoren festgelegt werden. Zweitens soll bereits 6 Monate nach dem jeweiligen Jahresende eine Schätzbilanz zum CO2-Ausstoß vorgelegt werden, um evtl. notwendige zusätzliche Maßnahmen zu beschließen, falls die Jahresziele überschritten wurden. Und drittens soll die Sozialverträglichkeit der Maßnahmen festgelegt und überprüft werden.

Jan und Eli am Ende der Sammelaktion

Wir fahren samstags zu dritt nach Hamburg, treffen uns dort mit Hamburger Aktivisten von GermanZero und verteilen uns auf verschiedene Stadtteile, um dort Menschen für die Unterschrift zu gewinnen. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Einige haben bereits unterschrieben, viele kommen nicht aus Hamburg und dürfen daher nicht mitmachen und manche sprechen gar kein Deutsch. Zu zweit gehen wir auch durch Parks,  insbesondere auf Spielplätze. Dort sind die meisten Menschen entspannt, hören sich unsere Argumente an und leisten gerne ihre Unterschrift. Abends fahren wir müde aber zufrieden zurück nach Bremen.

Eine Woche später hören wir von dem Ergebnis: Die Initiative gibt bekannt, dass mehr als 106.000 Unterschriften abgegeben wurden. Diese werden dann der Stadt zur offiziellen Auswertung überreicht. Möglicherweise sind nicht alle gültig, aber das Ziel, dass 5% der Hamburger:innen unterschrieben haben, ist erreicht. Damit kann die dritte und letzte Stufe, der Volksentscheid im nächsten Jahr, durchgeführt werden.

Unterstützung von der Hochschule Bremen

15. Oktober 2024

Die Recherche zu den Klimaschutzmaßnahmen in Bremen ist teilweise sehr zeitaufwändig, da die Informationen aus verschiedensten Medien und Institutionen zusammengetragen und ausgewertet werden müssen. Daher haben wir überlegt, ob Studierende an Hochschule oder Universität uns unterstützen können.

An der Hochschule Bremen gibt es den Master-Studiengang Interdisziplinäres Nachhaltigkeitsmanagement (INA M. Sc.). Ein wesentlicher Bestandteil dieses Studiums ist ein Praktikum, in dem die Studierenden Nachhaltigkeitsprojekte branchen- und berufsfeldübergreifend unterstützen oder evaluieren sollen.

Eine Gruppe von vier Studierenden hat sich jetzt vorgenommen, im Wintersemester 2024/25 in Zusammenarbeit mit BremenZero Klimaschutzmaßnahmen aus dem Bremer Klimaaktionsplan im Bereich Energetische Gebäudesanierung bei kommunalen Einrichtungen und bei städtischen Wohnungsbaugesellschaften zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen auf unserer Monitoring-Plattform ausführlich dargestellt werden, um so mehr Transparenz für die Öffentlichkeit über geplante und bereits umgesetzte Maßnahmen herzustellen.

Gestern haben die Studierenden ihre Planung und ihre Vorgehensweise vorgestellt. Wir sind sehr froh über diese Unterstützung und werden über die Ergebnisse zeitnah berichten.

Aktion Gutes Klima vom 25.10. – 22.11.2024

In den vier Wochen vom 25.10. bis zum 22.11. widmet sich die Aktion GUTES KLIMA jede Woche einem Big Point des Klimaschutzes: Mobilität, Energie, Klimagerechtigkeit sowie Ernährung & Konsum. Alle Teilnehmenden schauen, wo sie selber einen Schritt bei dem Thema machen können. Im Laufe der Woche gibt es dann noch eine öffentliche Aktion oder Veranstaltung zu dem Thema. BremenZero unterstützt diese Aktion. Nähere Informationen zu den Einzelaktionen und den Möglichkeiten, sich zu beteiligen, gibt es auf der Website AktionGutesKlima!

Die Klimaschutzmusikanten

Die Bremer Stadtmusikanten

Die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten kennen ja wohl alle.

Neue Herausforderungen für die vier Tiere

Was Viele nicht wissen: Die Geschichte geht noch weiter. Lies hier, was mit den Stadtmusikanten weiter passierte und warum sie sich einen neuen Namen gaben:

Nachdem die Bremer Stadtmusikanten erfolgreich die Räuber aus ihrem Haus vertrieben hatten, lebten sie zunächst zufrieden in ihrem neuen Heim im Wald. Doch eines Jahres änderte sich das Wetter auf beunruhigende Weise. Es regnete ununterbrochen und heftige Stürme fegten über das Land. Die Bäche und Flüsse traten über ihre Ufer, und das Wasser stieg unaufhaltsam. Eines Nachts, während eines besonders schlimmen Unwetters, wurde das Räuberhaus von den tosenden Fluten erfasst und vollständig zerstört.

Die Bremer Stadtmusikanten – der Esel, der Hund, die Katze und der Hahn – mussten erkennen, dass sie an diesem Ort nicht mehr sicher waren. Sie erinnerten sich an ihren ursprünglichen Plan, nach Bremen zu ziehen, und entschieden, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die Stadt.

In Bremen angekommen, fanden sie schnell eine gemütliche Wohnung, die groß genug für sie alle war. Sie richteten sich ein und lebten fortan zusammen in einer Wohngemeinschaft. Das Stadtleben gefiel ihnen, und sie genossen es, jeden Tag neue Ecken von Bremen zu entdecken.

Eines Tages hörten sie von einer Klimaschutz-Initiative namens BremenZero, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen. Da die Stadtmusikanten selbst die zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels am eigenen Leib erfahren hatten, wollten sie unbedingt ihren Beitrag leisten. Sie beschlossen, sich der Initiative anzuschließen.

Der Esel, der für seine Stärke bekannt war, half bei der Errichtung von Windkraftanlagen und Solarpanels. Der Hund, der stets treu und wachsam war, übernahm die Aufgabe, Müll zu sammeln und zu trennen, um die Stadt sauber zu halten. Die Katze, geschickt und neugierig, arbeitete in einem Gemeinschaftsgarten, der die Stadt mit frischem, lokal angebautem Gemüse versorgte. Der Hahn schließlich, mit seinem lauten und klaren Ruf, engagierte sich in der Öffentlichkeitsarbeit und klärte die Bürger über die Bedeutung des Klimaschutzes auf.

Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern von BremenZero trugen die Bremer Stadtmusikanten dazu bei, die Stadt umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Ihr Engagement wurde von den Bewohnern Bremens immer mehr geschätzt, und sie wurden schnell zu Symbolen des Wandels und der Hoffnung. Daher nennen sie sich von jetzt an „die Klimaschutzmusikanten“.

So leben sie weiterhin in ihrer WG in Bremen und setzen sich mit viel Energie und Herz für den Klimaschutz ein. Sie zeigen, dass auch kleine Taten große Wirkung haben können und dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann. Und so singen und musizieren sie noch heute – für eine bessere und grünere Zukunft.

Wie die Klimaschutzmusikanten entstanden

Die Klimaschutzmusikanten stammen aus der Feder von Alexander Ott, seit über 20 Jahren Gestalter und aktuell Grafik-Designer bei einer Werbeagentur mitten im Zentrum von Bremen. Alexander zeichnet sie nicht nur, sondern hat sich im Rahmen einer Abschluss-Arbeit umfassend mit dem möglichen Einfluss der Figuren auf die Klimaschutzbewegung beschäftigt. Einige seiner Gedanken, der Antrieb und die Wirkung der Klimaschutzmusikanten sollen hier vorgestellt werden:

Die Idee, dass die Stadtmusikanten sich gerade heute erneut engagieren, kam während der Ausarbeitung bereits nach kurzer Überlegung in den Fokus. Im gleichnamigen Märchen haben die Stadtmusikanten schon so manches Abenteuer überstanden, Erfahrungen gesammelt, Mut bewiesen und schwierigste Bedrohungen bewältigt. Mit all ihrer Erfahrung, Engagement und Leidenschaft machen sie sich angesichts der Bedrohung durch die Klimakrise heute erneut auf den Weg – als positive Botschafter getreu dem eigenen Motto „etwas besseres als den Tod finden wir überall“.

Die Klimakrise ist der Mehrheit der Menschen durchaus als drängendes Problem bewusst, der mediale Umgang mit dem Thema schürt aber vornehmlich negative, lähmende Emotionen. Parallel stattfindende weltweite Krisen drängen sich zudem in den Vordergrund der Berichterstattung und verdrängen die Problematik der Klimakrise bisweilen aus der Aufmerksamkeit. Die Häufung der nicht enden wollenden weltweiten Schreckensmeldungen kann zu Resignation oder Verdrängung führen.

Hier spielen die Figuren der Bremer Stadtmusikanten, als Protagonisten eines der beliebtesten deutschen Märchen, die perfekte Rolle als positive Botschafter. Sie können Botschaften zum Thema Klimaschutz mit aktivierenden Emotionen aufladen und sie so nachhaltiger beim Publikum verankern. Dabei nehmen die vier Tiere mit ihren unterschiedlichen, sich ergänzende Charakteren verschiedene Rollen ein, die unterschiedliche Arten des Klima-Aktivismus verkörpern.

Es geht den Klimaschutzmusikanten vor allem darum, mit positiven Handlungsoptionen aufzuzeigen: „auch Du kannst etwas für das Klima tun“. Es kostet oft nichts, wenn man die Hinweise und Tipps der Klimaschutzmusikanten im Alltag beherzigt und so ein Gefühl der Selbstwirksamkeit erfahren kann. Ein Beispiel aus der Praxis: Es macht ein gutes Gefühl, wenn ein Balkonkraftwerk mit der Kraft der Sonne einen nennenswerten Anteil der Stromkosten erspart.
Und so sind die Bremer Stadtmusikanten erneut unterwegs, um sich als Team der globalen Herausforderung und der großen Bedrohung durch die Klimakrise zu stellen.
Sie bieten Informationen, Lösungsansätze und Ideen und haben sich selber für einen neuen Namen entschieden, der über die Region hinaus strahlen kann. Fortan nennen sie sich als positive Klimabotschafter „Die Klimaschutzmusikanten„!

Noch immer zu viel CO2

Bremen, 28.08.2024

Ziel der Klimaschutzstrategie des Bremer Senats ist die Verringerung der CO2-Emissionen um 60% von 1990 bis 2030 und um 95% bis 2038. Gemäß aktueller Zahlen, sind wir davon noch weit entfernt.

Um gerade mal 0,2% hat das Land Bremen seinen CO2-Ausstoß im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr verringert, steht im Senatsbericht. Neuere Daten liegen nicht vor. Dabei schneiden die verschiedenen Sektoren unterschiedlich ab. Einsparungen gab es im verarbeitenden Gewerbe und im Bereich der Privathaushalte, des Handels und des Dienstleistungsgewerbes. Dagegen nahmen die Emissionen im Verkehrsbereich und bei der Energieerzeugung zu.

Energiebedingte CO2-Emissionen werden in Bremen vom Statistischen Landesamt erfasst. Veröffentlicht sind die umfangreichen Tabellen leider erst für 2020. Dem Senat liegen bereits Zahlen für 2021 und 2022 vor. Wir reden also über die Klimapolitik von gestern.

Die Bremer Gesetzeslage fordert allerdings schnelleres Vorgehen um die aktuell durchgeführten Klimaschutzmaßnahmen bewerten und anpassen zu können: Nach §5 BremKEG sollen ab dem Berichtsjahr 2023 Energiebilanz sowie energiebezogenen Emissionen in drei Fristen veröffentlicht werden: eine Vorabschätzung neun Monate, eine vorläufige Berechnung bis 15 Monate und die endgültige Fassung 24 Monate nach dem jeweiligen Jahresende.

Treibhausgas-Emissionen im Land Bremen: Zielvorstellungen und Realität klaffen weit auseinander

Nun haben wir bereits fast September, d.h. bald sollten uns erste Schätzungen für das Jahr 2023 vorliegen. Gegenüber 1990 hat Bremen den CO2-Ausstoß bis 2022 gerade mal um 23,2% reduziert, bis 2023 soll er um 35% auf 8,7 Mio. Tonnen CO2-eq reduziert worden sein. Positiv werden sich sicherlich die Abschaltungen der Kohlekraftwerke 2023 und 2024 auswirken.

Wir sind sehr gespannt, ob Bremen sein erstes Klimazwischenziel (-35% bis 2023) einhält. Die Transformation der Industrie bzw. die Umstellung des Stahlwerks auf Wasserstoff ist sehr wichtig, wird aber allein nicht ausreichen, um die gesteckten Ziele für 2030 zu erreichen. Zumal dafür wichtige Meilensteine beim Umbau vorgezogen werden müssten. Nein, wir müssen jetzt schon anfangen, die Emissionen stetig zu senken. Ambitionierter Klimaschutz kann funktionieren, er fordert aber motiviertes Handeln auf allen Ebenen: den zügigen Ausbau von erneuerbaren Energien (Solar, Wind, Flusskraftwerke, Geothermie) und der Stromnetze, eine ambitionierte Wärmeplanung (ohne die Fristen immer weiter nach hinten zu verschieben) und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, um endlich die beschlossenen Maßnahmen aus dem Verkehrsentwicklungsplan umzusetzen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass es besonders diese Maßnahmen und Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sind, die letzten Endes das Portemonnaie der Bürger:innen entlasten – durch niedrige Energiekosten, bezahlbares Wohnen und Mobilität –  und so zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen. Und sollte das nicht der Fokus einer SPD-geführten Landesregierung sein?

Bremer Klimaaktionsplan veröffentlicht

Im Dezember 2021 hat die Bremer Enquetekommission „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“ ihren Abschlussbericht veröffentlicht. Darin enthalten ist ein Maßnahmenplan mit ca. 550 Maßnahmen auf Landesebene bzw. für die Städte Bremen bzw. Bremerhaven. Dieser Klimaaktionsplan ist wesentlicher Bestandteil der im Frühjahr 2023 verabschiedeten Klimaschutzstrategie des Bremer Senats.

Zu dieser Strategie gehört auch die Veröffentlichung des Maßnahmenplans und der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen. Dieser Verpflichtung ist der Senat jetzt nachgekommen, indem er eine Internet-Plattform mit den entsprechenden Informationen auf https://aktionsplanklima.bremen.de/ bereitgestellt hat.

Übersicht der Handlungsfelder der Klimaschutzstrategie des Bremer Senats

Diese Plattform basiert auf dem Tool „Kausal Watch“ des Softwareunternehmens Kausal mit Sitz in Helsinki. Zurzeit sind dort für Bremen 342 Maßnahmen aufgeführt. Die Struktur orientiert sich stark an den Vorgaben der Enquetekommission. Alle Maßnahmen sind einem der 6 Themenbereiche Energie und Abfall, Gebäude & Wohnen & Stadtentwicklung & Klimaanpassung, Industrie & Wirtschaft, Klimabildung & Wissenschaft, Konsum & Ernährung und Mobilität & Verkehr zugeordnet. Jeder Themenbereich unterteilt sich in verschiedene Handlungsfelder, wobei diese Aufteilung manchmal etwas willkürlich erscheint. Z. B. gibt es ein Feld „Klimaneutrale Fern- und Nahwärme ausbauen“ mit 9 Maßnahmen und ein weiteres namens „Klimaneutrale Nahwärme ausbauen“ mit 1 Maßnahme. Hier hätte man die Aufteilung der Enquetekommission etwas nachbessern können.

Der Maßnahmenplan der Enquetekommission enthält über 550 Maßnahmen, im Aktionsplan Klimaschutz stehen zurzeit „nur“ 342 Maßnahmen. Es gibt keine Information darüber, was mit den übrigen Maßnahmen passiert (ist), ob sie abgeschlossen, gestrichen oder gescheitert sind oder einfach nur noch keine Infos dazu vorliegen.

Für die Einzelmaßnahmen wurde die Nummerierung der Enquetekommission übernommen. L-EA-004 bedeutet Maßnahme Nummer 4 aus dem Bereich Energie und Abfall (EA) auf Landesebene (L). Für jede Maßnahme gibt es Informationen zum Umsetzungsfortschritt, zum Zeitplan, Zuständigkeit, Priorität usw. Manche Maßnahmen – bei weitem nicht alle – enthalten auch Meilensteine („Was wurde gemacht?“, „Was passiert gerade?“, „Was bleibt zu tun?“). Auch das Datum der letzten Aktualisierung der Information wird vermerkt, sowie evtl. Hinweise auf andere Informationsquellen.

Die Maßnahme L-EA-001 Kohleausstieg 2023 im Bremer Maßnahmenplan der Klimaschutzstrategie

Klickt man im Tool auf den Menüpunkt „Maßnahmen“, werden alle 342 Maßnahmen aufgelistet. Man kann hier aber nach diversen Suchkriterien filtern. Im Dashboard werden alle gefundenen Maßnahmen nach Phasen und Status aufgeführt, darunter wieder eine zusammenfassende und sortierbare Liste, die auch exportiert werden kann. Das Dashboard zeigt an, dass bereits 8% der aufgeführten Maßnahmen abgeschlossen sind. Ob und wie viel das zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes in Bremen beigetragen hat, ist leider nicht aufgeführt.

Insgesamt trägt der Klimaaktionsplan erheblich zur Transparenz zu einzelnen Klimaschutzmaßnahmen des Senats bei. Es bleibt zu hoffen, dass die Mitarbeitenden in der Umwelt- und anderen Behörden fleißig weiter Informationen zum Fortschritt beim Klimaschutz in Bremen und Bremerhaven bereitstellen.

Und was macht BremenZero jetzt?

Wenn Bremen jetzt selbst die Maßnahmen so ausführlich darstellt, was bleibt dann noch für das Monitoring von BremenZero?

Wir werden weiter die Aktionen beobachten und kommentieren:

  • BremenZero priorisiert: Was sind die wichtigsten Maßnahmen?
  • BremenZero schafft Transparenz: Werden die wichtigen Maßnahmen umgesetzt, die angekündigt sind?
  • BremenZero stellt Zusammenhänge her: Was passiert grade in einem Sektor bzw. Handlungsfeld? Wie kann man die einzelnen Aktionen übersichtlich – z. B. grafisch – darstellen? Welche weiteren Informationsquellen gibt es zum Thema?

Daher werden wir weiter unsere Beiträge in unserem Monitoring-Tool veröffentlichen.

Zum Monitoring

Strom vom Carport

von Günther, April 2024

Neben meiner Tätigkeit bei BremenZero möchte ich auch praktischen Klimaschutz betreiben. Eine Gelegenheit dazu ergab sich, als Christian, ebenfalls bei BremenZero, mir erzählte, dass er demnächst eine Photovoltaikanlage auf seinen Carport montieren lassen möchte. Ich weiß zwar theoretisch, wie so eine Anlage funktioniert, habe aber noch nie eine aufgebaut oder in Betrieb genommen. Ich frage ihn, ob ich beim Aufbau dabei sein dürfe. Christian sagt sofort zu.

Am besagten Morgen kommt Paul von Solidarstrom mit alle Utensilien und Werkzeugen an. Christian hat Solidarstrom mit der Montage beauftragt, weil er findet, dass die mit ihrem Konzept zum Solar-Gemeinschaftsaufbau unterstützt werden sollten. Zu viert hieven wir die Werkzeuge und die Materialien auf den Carport.

Zunächst müssen die Profile verlegt und so ausgerichtet werden, dass die Module später genau darauf passen. Sie werden später mit Gehwegplatten beschwert und somit sturmfest gemacht. Die Montage der mechanischen Teile nimmt den größten Teil der Zeit in Anspruch. Der Wechselrichter, der den Gleichstrom der PV-Module in die Wechselspannung mit 230 V wandeln soll, wird so versteckt, dass er möglichst keine Sonne abbekommen kann.

Paul erklärt die ganze Zeit, warum was in welcher Reihenfolge gemacht werden muss, sodass wir vieles von ihm lernen. Die PV-Module werden zum Schluss auf die Träger montiert und mit nur jeweils vier Klemmen befestigt.

Dann müssen sie an den Wechselrichter angeschlossen werden. Dabei können die Plus- und Minusanschlüsse wegen der unterschiedlichen Stecker nicht vertauscht werden. Beim Wechselstromkabel vom Wechselrichter zur Steckdose muss Paul noch einen Stecker austauschen, weil der Hersteller das System gewechselt hat.
Wir haben viel Glück mit dem Wetter. Obwohl richtiges Aprilwetter mit Gewitter und Sturm angesagt ist, nieselt es nur ab und zu ein bisschen, sonst ist es trocken und zwischendurch kommt sogar häufiger die Sonne raus.

Dann kommt die Stunde der Wahrheit: Es muss geprüft werden, ob die Anlage funktioniert. Der Carport ist schon immer mit einer Steckdose versehen, sodass wir keine Leitung ins Haus verlegen müssen. Christian hat vorher schon eine Steckdose, die er mit seiner Fritzbox verbinden kann, und die passende App dazu besorgt. Und als wir den Stecker vom Wechselrichter in die Steckdose stecken, sind wir gespannt, was die App auf Christians Smartphone anzeigt. Erst wird die Spannung von 230 V angezeigt, aber die Leistung ist 0 W. Paul erklärt, dass das normal ist, die Leistung wird erst nach einigen Minuten hochgefahren.

Und tatsächlich, sie steigt langsam an, und nach ca. 10 Minuten haben wir die angepeilten 800 W. Und das, obwohl die Sonne nur diffus durch die Wolken schimmert. Wir alle sind stolz auf den Erfolg. Mit der App lassen sich neben der Leistung in Kilowattstunden (kWh) auch die Ersparnis in Euro und sogar die durch die Solaranlage eingesparten Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO2) in Kilogramm anzeigen, und das hochgerechnet für 1 Monat bzw. 1 Jahr. Wie realistisch die Prognose ist, wird sich nach einem Jahr zeigen.

Die ganze Aktion hat etwa vier Stunden gedauert. Dafür hat Christian jetzt eine kostenlose Stromquelle für einige Dauerstromverbraucher wie Kühlschrank, Tiefkühler, Heizungspumpe usw. in seinem Haus.

Für die Technikfreaks:

Verbaut sind vier Glas-Glas-Module von Solarwatt zu je 400 Wp. Zwei davon sind nach Süden, eines nach Osten und eines nach Westen ausgerichtet mit jeweils 15 ° Neigung. Dazu ein auf 800 W gedrosselter 4-Module-Mikrowechselrichter von Hoymiles.

Da es sich technisch gesehen um ein Balkonkraftwerk handelt, ist der Anschluss über eine normale Steckdose am Carport möglich, und es reicht eine einfache Anmeldung bei der Bundesnetzagentur.

Wasserstoff nicht verheizen

Verbände appellieren an Deutschlands Bürgermeister:innen

Bremen, 21.03.2024

In diesen Tagen flattert etwa 7000 deutschen Bürgermeister:innen Post ins Haus: In einem offenen Brief warnen 217 Organisationen davor, Wasserstoff großflächig in der kommunalen Wärmeplanung einzuplanen. Während die Gaslobby in den Kommunen dafür wirbt, die Gasnetze auf Wasserstoff umzustellen, mahnen große Umweltverbände: Grüner Wasserstoff bleibt ein sehr rares Gut. Die ineffiziente Technik könnte für Hausbesitzer:innen teuer werden und den Ausstieg aus fossilem Gas unnötig verzögern.

Bis spätestens Mitte 2028 müssen alle Kommunen einen Plan vorlegen, wie sie ihre Gemeinden künftig klimaneutral mit Wärme versorgen wollen. Obwohl es wissenschaftlicher Konsens ist, dass Wasserstoff zum Heizen von Gebäuden ungeeignet ist, wirbt die Gaslobby für einen flächendeckenden Einsatz von Wasserstoff in der Wärmeversorgung. Über Plattformen wie „H2 vor Ort“ und „H2 kommunal“ versucht die Gasindustrie, Stadtwerke und Kommunen für ihre Zwecke einzuspannen.

„Das Kalkül der Gaslobby: Wenn Kommunen auf Wasserstoff setzen, profitiert die Gaswirtschaft, weil sie einerseits noch sehr lange Erdgas verkaufen kann und sie andererseits mit Wasserstoff ihr fossiles Geschäftsmodell retten will“, sagt Henning Peters, Referent für Energie und Klima am Umweltinstitut. „Dadurch leidet auch der Klimaschutz: Wo heute im großen Stil geplant wird, mit Wasserstoff zu heizen, ohne dass dieser tatsächlich zur Verfügung steht, laufen fossile Anlagen einfach weiter und heizen die Klimakrise weiter an.“

Konkret wird in dem offenen Brief davor gewarnt, in der kommunalen Wärmeplanung Wasserstoff-Heizgebiete auszuweisen. Auch in Wärmenetzen sollte Wasserstoff allenfalls zur Abdeckung der Spitzenlast vorgesehen werden.

Wissenschaft: Wasserstoff ist in der Gebäudewärme irrelevant

Die Absender des Briefes verweisen auf mehr als 50 unabhängige wissenschaftliche Studien. Diese belegen, dass Wasserstoffheizungen vier- bis sechsmal mehr Energie verbrauchen als handelsübliche Wärmepumpen, weil die Herstellung von Wasserstoff sehr viel Strom benötigt.

„Wasserstoff ist zu kostenintensiv und aufwändig zu produzieren, um ihn buchstäblich zu verheizen. Selbst langfristig wären Wasserstoffheizungen insgesamt etwa doppelt so teuer wie Wärmepumpen oder Wärmenetze. Wasserstoff sollte nur für spezielle Anwendungen eingesetzt werden, für die es keine Alternativen gibt”, sagt Mira Jäger, Energie-Expertin von Greenpeace. „Wenn Kommunen heute Wasserstoff-Heizgebiete ausweisen, riskieren sie hohe Folgekosten für ihre Bürger:innen und handeln nicht im Sinne des Klimaschutzes.”

Weitere Informationen

Brief an die Bürgermeister:innen: https://umweltinstitut.org/wp-content/uploads/2024/03/Offener-Brief_Kostenfalle-Wasserstoff_05.pdf

Themenseite Wasserstoff: Viele Kommunen planen, teuren Wasserstoff ineffizient zu verheizen. Warum das keine gute Idee ist, erklären wir hier: https://umweltinstitut.org/energie-und-klima/wasserstoff/kein-wasserstoff-waermeplanung/

Die Umwelt in Bremen und Bremerhaven

Bremer Umweltzustandsbericht 2023 veröffentlicht

Die Bremer Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft hat Anfang Dezember 2023 den “Umweltzustandsbericht 2023” für das Land Bremen veröffentlicht. Der Bericht betrachtet den Zeitraum 2018 bis 2021 und beurteilt damit einen wichtigen Meilenstein: Bis 2020 sollten die CO₂-Emissionen im Land Bremen (ohne Stahlindustrie) um 40% unter dem Basisjahr 1990 liegen, erreicht wurde jedoch nur eine Reduktion um 31%. 

Leicht positiv ist über die Zunahme von erneuerbaren Energien zu berichten, die 2017 nur 9,3% der Stromerzeugung ausmachten und 2020 bereits 18,8%. Hier konnten 2021 rund 470 MWh aus den 89 Windenergieanlagen (installierte Leistung 200 MW) erzeugt und damit rund 190.000 Haushalte versorgt werden. Außerdem wurden im Berichtszeitrum 18 MWp Photovoltaik zugebaut, und es standen somit Ende 2021 insgesamt 60 MWp installierte Leistung zur Verfügung. Damit können laut Bericht noch einmal 50 MWh pro Jahr erzeugt und weitere 20.000 Haushalte versorgt werden. Die Zubauten liegen jedoch weit hinter dem Zubauziel der Enquetekommission, die bis 2030 insgesamt 300 MW Windkraft und 500 MW Solarenergie vorsieht.

Im Kapitel Anpassung an den Klimawandel erfolgt außerdem eine lokale Betrachtung der Lufttemperatur: “… die globale Erderwärmung [betrug] im Jahr 2021 bereits 1,09 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. In Bremen und Bremerhaven stieg das Jahresmittel der Lufttemperatur im gleichen Zeitraum sogar um ca. 1,7 °C – also stärker als der globale Durchschnitt.” Entsprechend der Auswertung des Norddeutschen Küsten- und Klimabüros (2020) sind bei einer globalen Begrenzung auf 2 °C bis Ende des Jahrhunderts in Norddeutschland 5 °C zu erwarten. Den Trend belegt der Bericht mit einer immer früher beginnenden Apfelblüte und einem Anstieg der Sommertage (≥25 °C) in Bremen, sowie einer Betrachtung des steigenden Meeresspiegels. Da die bremische Fläche zu 86% hochwassergefährdet ist, müssen Bremen und Bremerhaven von 2007 bis 2035 insgesamt 346 Mio. Euro investieren, um die Deiche zu ertüchtigen. Für 29% der Deichlinie ist die 2007 zusammen mit Niedersachsen festgelegte Deichhöhe noch nicht erhöht. 

Der Umweltzustandsbericht wird alle vier Jahre veröffentlicht, die nächste Ausgabe ist damit 2027 zu erwarten.

Hier geht’s zum Umweltzustandsbericht 2023. Weitere Informationen über die Pressestelle des Senats.

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